Die ungewöhnliche Ausstellung „KunstInfekte“ im Institut für Anatomie
ERLANGEN
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Jenseits der direkten
Wege: Bis zum 4. Juli (geöffnet Mo.—Fr. 9—17 Uhr) ist im Institut für
Anatomie (Krankenhausstr. 9) die Ausstellung „KunstInfekte VI/13“ zu
sehen.
„KunstInfekte“ in der Anatomie:
Kunst-Werke der unterschiedlichen Art verteilt auf drei Stockwerke und
die Vernissage-Performance der „Gruppe Verlangen VI/13“.
„Blut lecken, Blut schmecken, Blut abnehmen...Blutwurst!“
Auf der Treppe des Instituts für Anatomie — unter der Glasarbeit
„Tropfen“ (also Symbole für Blut, Tränen, Regen etc.) von Eva Balbach —
wandelt ein Chor zu elektronischer Musik aus dem Ghettoblaster langsam,
aber entschlossen nach oben. „Herzmusik/Bypass, Op. 163/2013“ nennt sich
die Komposition von Wittwulf Y Malik, die zum Start der Ausstellung
„KunstInfekte VI/13“ uraufgeführt wird.Einige Zeit später seilt sich ein
Mann von der Empore ab, Menschen laufen im Treppenhaus des
alterwürdigen Gebäudes auf und ab, die Männer und Frauen der Gruppe
brechen ab und zu stumm zusammen, rappeln sich wieder auf, sind in der
Endlosschleife gefangen. Wecker klingeln. Dann der Abgang aus dem Foyer.
„Stell Dir vor, dass dies eines Tages aufhörte. Stell dir vor.“
Inspiriert von einer Textzeile aus George Taboris „Gesegnet Mahlzeit“
präsentiert die „Gruppe Verlangen VI/13“ eine starke Performance zur
Vernissage, die getreu dem „Bypass“-Motto nicht direkt, sondern mit
einem Diskurs zur Bildenden Kunst führen möchte.
Die auf drei Stockwerken verteilten Arbeiten sind höchst
unterschiedlicher Natur und Qualität. Dies liegt auch an der
Zusammensetzung der „KunstInfekte“-Teilnehmer. Studenten und Mediziner
treffen hier auf professionelle Künstler, abstrakte Arbeiten auf
Plakatives und Figürliches, eher bescheidene Malereien auf
professionelle Installationen.
Originell der Guckkasten „Not the
only one“ von Aenne Bittner. 24 Einzelfiguren werden hier auf einer
Drehplatte durch Stroboskoplicht zum Leben erweckt. Als ob ein kleines
Männchen mit Blut gefüllt und wieder entleert wird. In den Raum mit
Präparaten-Schaukästen haben sich die Gussbäume von Anna Lena Grau
eingeschlichen. Hier sollen nicht der menschliche Körper, sondern
Gedanken für die Ewigkeit aufbewahrt werden. Mit der Vergänglichkeit
beschäftigt sich die Foto-Serie „Stay Real“ von Rainer Windhorst.
Zurückhaltend und in sanfter Schwarz-weiß-Ästhetik dokumentiert er vom
Waschen bis zum Schminken die Vorbereitungen für eine Bestattung.
Ebenfalls von der Fotografie kommt Olympia Sprenger, die in ihren
Arbeiten dunkle, mystische Welten erschafft. Vom Psychiater Pascal
Heinrich Maria Burger stammt der launige Comic „Dr. Catz“.
Eine Ausstellung an einem ungewöhnlichen Ort, die nicht zuletzt durch ihre Vielfalt überzeugt.